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5. Ludwig-Leichhardt-Trail Ultralauf vom 17.02.2018

„War das jetzt eben russisch?“
Ich musste lächeln, als ich diese Frage hörte. Zwei Läufer waren in genau dem Moment an mir vorbeigelaufen, als ich das (auch) auf russisch geschriebene Schild, das auf unseren Fotopunkt hinwies, für die Galerie fotografiert hatte. Und dann hörte ich:
„Guck mal, das kann doch nicht wahr sein …!“
Aber es war wahr! Da stand ein Soldat der ehemaligen sowjetischen Armee eine Flasche Wodka schwenkend am Rande der beschaulichen Spreewaldgemeinde Byhlen und winkte den Teilnehmern unseres Laufes zu.

61 waren nach einer Aufwärmrunde mit den Zamperern bei Blasmusik und Laurentia in Trebatsch um 9:30 Uhr an den Start gegangen.
Dass auch die 2018er-Auflage kein Winterlauf werden würde, wussten wir dank modernster Technik vorher. Dass dann aber entgegen aller Voraussagen die Sonne scheinen würde – und was für eine herrliche wärmende Frühlingssonne – hatte keiner geahnt! Auch die modernste Technik nicht!
Und so wurde für jeden, der Augen für seine Umwelt hatte, der Lauf entlang des gefrorenen im Sonnenlicht glitzernden Schwielochsees und später durch die sumpfige herrlich natürlich bewaldete Lieberoser Heide ein Hochgenuss.

Genau diese Lieberoser Heide, die immer mehr zu einem traumhaften Biotop wird, war vor wenigen Jahrzenten noch einer der größten Truppenübungsplätze Deutschlands. Auf dem „Schießplatz“, so nennen ihn die Einheimischen, hatten die Truppen der UdSSR genau das getan: geschossen. Und Byhlen, heute Standort unseres ersten Verpflegungspunktes, liegt genau am Rande des Einschussgebietes. So kam es nicht selten vor, dass Geschosse im und am Dorf eingeschlagen sind, selbst die Kartusche einer Abwehrrakete soll mal ein Scheunendach durchschlagen haben.

Das weiß ein älterer Einwohner, der voller Neugier zu unserem Fotopunkt gekommen war, zu erzählen und drohend hob er seinen Stock in Richtung des Soldaten und rief: „иди домой“, auf Deutsch: „Geh nach Hause!“. *)
Dann lacht auch er. Das alles ist lange her, Ruhe ist in Byhlen eingekehrt. Außer heute!
Fast alle unsere Läufer bleiben stehen, salutieren, manch russische Grußformel erklingt, der eine oder andere setzt die Wodkaflasche an – echter Wodka stellen viele fest. Später fehlen sogar ein paar Schlucke.
Kein Problem, der Alkohol hat keinem geschadet, 60 der StarterInnen erreichen später wohlbehalten das Ziel, nur einer, einer der erfahrensten Ultraläufer, hatte heuer nicht seinen Rhythmus gefunden.

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Dieser lange Weg zum Ziel am Schloss im Branitzer Park war für die meisten StarterInnen das eigentliche Ziel. Ankommen heißt die Devise! Da war dann auch Zeit für ein Schwätzchen an unseren beiden wie immer durch die Betreuer verdammt liebevoll hergerichteten Verpflegungspunkten oder aber mit anderen Läufern oder Zuschauern unterwegs.
Das galt für die meisten! Andere genießen diesen Sport auf ihre Weise: der Ehrgeiz lässt einen schneller laufen, persönliche Bestzeiten anvisieren – oder gar siegen?!

Uwe Laenger vom 1. FC Union Berlin zum Beispiel hatte das Rennen vom Start an voll in Griff. Trotz Verlaufer, Halt am Fotopunkt und Schwätzchen an den VPs hatte er keine Minute seine Führung abgegeben und nach 3:57 Std. das Ziel am Branitzer Schloss erreicht. Nur 10 min später folgen Thomas Sacher, Sven During und – bei seinem ersten Ultralauf überhaupt – Göran Kruse.
Auch Annette Müller von der LG Nord Berlin, Ultrateam, sieht man unterwegs beim Schwatzen oder mit der Wodkaflasche in der Hand (hat sie eigentlich wirklich getrunken?) – später siegt sie souverän in 4:23 Std., gefolgt von Martina Prüfer und Nicole Sasse.
Jetzt folgt der gleiche Spruch wie immer, aber es ist eben die Philosophie des Ultralaufes: auch jeder, der nach den Siegern kommt, ist ein Sieger. Und so lächeln alle im Ziel, freuen sich über den Erfolg, den ersten Ultralauf, die verbesserte Zeit oder einfach über ein wunderschönes Lauferlebnis.
Die Stimmung ist so gut, dass, nun sieh mal einer an, die Flasche Wodka, die wir bei den Snacks und Getränken am Ziel platziert hatten, schließlich alle war.

Auch wir als Organisatoren atmen tief durch und klopfen uns auf die Schulter, als jeder seine Urkunde in der Hand hat und der Lauf „in der Tasche ist“.
Nicht, weil wir uns selber loben (freilich sind wir stolz auf unser Läufchen – und ob ihr es glaubt oder nicht: das Organisieren eines Ultralaufes ist eine schöne Sache, wenn so viel Wärme und Freundschaft von den StarterInnen zurückkommt), nein, weil alles gut gelaufen war! Das war keineswegs von vornherein klar!
Denn nur fünf Wochen vor unserer Veranstaltung hatte uns unser gastronomischer Partner praktisch vor die Tür gesetzt. Nur durch ein „kleines juristisches Geplänkel“ und einige faule Kompromisse konnten wir den Tag retten.

Bloß gut, denn das war ein toller Tag!

Die Folge dieser „Aufregung“ ist allerdings, dass wir diesen Veranstaltungsort verlassen werden. Der Ludwig-Leichhardt-Trail-Ultralauf bekommt einen kleinen Zusatz: „plus“!
Am 16.02.2019 wird es beim 6. Ludwig-Leichhardt-Trail Ultralauf plus am Branitzer Schloss vorbei und über insgesamt ca. 55 km zur „Vereinsscheune Haasow“ gehen.
Und dort werden wir dann die ausgefallene Party nachholen – nach einem hoffentlich genauso schönen Lauftag, wie in diesem Jahr.
In diesem Sinne: на здоровье, ультра бегунов! Zum Wohl, Ultraläufer!

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Wir müssen nicht, wir WOLLEN danke sagen - denn ohne sie ginge hier nichts (!!!!):
Kerstin Roßberg – Einweisung in Goyatz, Ziel,
Max Bergmann – als sowjetischer Soldat,
Vanessa Lau – Foto,
Almuth Dictus – VP 1, Foto, Ziel,
Christin Guttke – VP 1,
Andreas Bäsig – VP 1, Foto,
Carola und Andre Vogt – VP 2, Foto,
Gunnar Arndt – der sich als Schlussfahrer auf dem Rad nicht ausruhen konnte.

Ein herzliches Dankeschön auch an den Kostümfundus des Filmstudios Babelsberg für die Bereitstellung der Uniform,
einmal mehr den Trebatscher Zamperern für den tollen Empfang und die Aufwärmphase
und unseren Spendern, Sponsoren, Partnern:

Uwe Deinlein, Mirko Löbel, Carola und Volker Vogt, Dr. Diethard Steinbrecher, Olaf Jung und Michael Heinze
Verzicht auf Helfdergeld:
Gunnar Arndt, Almuth Dictus, Andreas Bäsig, Christin Guttke, Carola und Volker Vogt, Kerstin und Volker Roßberg, Aldo Bergmann,

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*) Das ist übrigens die Erklärung, warum wir uns in diesem Jahr für diese Art des Fotopunktes entschieden haben - wir waren damit sehr nah an der Geschichte dieser Region.

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